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5 Dinge, die mich an meinem Job als Galeristin aufregen

Ich liebe meine Galerie heiß und innig und die Arbeit als Galeristin hat mir schon viele wunderschöne Erfahrungen geschenkt: 

  • Menschen, die sich in ihr Bild verlieben
  • Künstler, die einen Freudensprung machen
  • Jeden Tag wunderschöne Kunstwerke um mich
  • inspirierende Begegnungen und Gespräche
  • dazu der kleine freundliche Galerie-Dackel

 

Das alles macht mich glücklich! Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten.

Heute möchte ich dir verraten, was mich an meinem Job manchmal so richtig aufregt:

Ich verrate, welche 5 Dinge an meinem Job als Galeristin mich aufregen

1. Künstler, die mir ihre Mappe zeigen wollen, aber sich nicht gleich als Künstler vorstellen

Meist ist es ruhig in meiner Kunstgalerie. Aber es gibt Momente, in denen alle gleichzeitig zu mir finden. Eines Tages waren mehrere Kunden hier, ein junges Pärchen und ein Herr mittleren Alters.

Das Pärchen war an einem Gemälde interessiert und hatte ein paar Fragen. Darum half ich ihnen und erzählte über das Bild und den Künstler. Da meldete sich der andere Herr und fragte ebenfalls einiges über die Drucke und Fotografien im Grafikständer. Wir kamen ins Gespräch und in der Zwischenzeit verließ das Pärchen die Galerie. Nach weiteren 15 Minuten Unterhaltung kam heraus, dass der Herr Fotograf ist und mir gerne seine Mappe zeigen möchte, die er zufällig dabei hat.

 

Ich bin freundlich geblieben und habe sogar sein Kärtchen genommen, aber ich möchte ehrlich sein: Das hat mich echt geärgert! Denn er hat mich davon abgehalten, meine Kunden zu beraten.

 

Natürlich freue ich mich, wenn Künstler meine Galerie mögen und gern ausstellen möchten. Das ist eine großes Lob für mich und meine Arbeit. Wie du dich am besten als Künstler bei mir vorstellst, darüber kommt bald ein Artikel.

 

 

2. Rabatt-Haie, die die Kunstwerke nicht wertschätzen

Was ich überhaupt nicht mag sind Leute, die reinkommen und sofort sagen: “Das ist viel zu teuer, das muss aber billiger werden”.

 

Nein, muss es nicht.

Es sind Unikate, einmalige Stücke. Nichts davon kriegst du für weniger Geld bei Ebay oder Amazon. Mit wachsender Erfahrung habe ich gelernt, die “Rabatt-Haie” bestimmt aber freundlich vom Wert meiner Kunstwerke zu überzeugen. Wenn ihnen alles zu teuer ist, dann sind sie bei mir falsch.

 

Was kostet Kunst und was darf Kunst kosten?

Das ist tatsächlich ein Kapitel für sich und ich habe darüber bereits einen Blogbeitrag geschrieben. Mir ist vollkommen klar, dass die Preise meiner Gemälde nicht für jedermann erschwinglich sind. Aber die Kunstwerke sind ihren Preis wert.

 

Übrigens:

Wenn jemand höflich nach einem Preisnachlass fragt, versuche ich immer eine gute Lösung zu finden. Ganz besonders für freundliche Kunden, Stammkunden oder jene, die gleich mehrere Sachen kaufen möchten. So gibt es manchmal ein Extra obendrauf, wie die Anlieferung oder einen günstigen Rahmen dazu. Aber bitte erwarte keine 50% Nachlass. Das findest du nur in Geschäften, in denen die 50% zuvor obendrauf geschlagen worden - und das ist bei mir eben nicht so.

 

 

3. Social-Media-Wahn und Facebook-Sucht - die Schattenseiten des Online-marketings

Ich gestehe: Vor meiner Galerie-Eröffnung war ich lange Zeit gar nicht auf Facebook. Ich hatte zwar mal einen Account, habe den aber Anfang 2012 gelöscht, als die sogenannte Chronik eingeführt wurde. Damals fand ich das Datensammeln durch Facebook schon etwas unheimlich.

 

Nun ist es für mich als Einzelunternehmerin so, dass Dank des Online-Marketings die Möglichkeit besteht, mit überschaubaren finanziellen Mitteln für viele Menschen sichtbar zu werden. Leider kostet eine Zeitschriftenwerbung oder ein Messeauftritt ein halbes Vermögen. Weil ich finde, dass meine Galerie bekannt werden muss, damit ich vielen Menschen mit meinen Kunstwerken helfen kann, nutze ich intensiv die Möglichkeiten des Online-Marketings.

 

Deshalb habe ich mich 2016, als ich wusste, dass ich die Galerie eröffnen möchte, doch wieder bei Facebook angemeldet. 

Dazu kam die eigene Website mit diesem Blog. Es macht mir sogar Spaß, jede Woche einen Blogpost zu schreiben. Anfangs fand ich es noch super schwer, mittlerweile wird es dank Übung und meines Blogkurses für mehr Content-Erfolg mit Judith “Sympatexter” Peters leichter.

 

Was mich aber nervt, ist das ganze Posten und Verteilen auf den Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram, LinkedIn, Xing - dann sollte ich am besten auch noch auf Pinterest aktiv sein und ein Podcast wäre auch nicht schlecht. 

Meinen YouTube-Kanal nicht zu vergessen: Der macht mir bisher wirklich Spaß, denn da experimentiere ich zusammen mit Toni rum. Wir drehen alles, von dem wir denken, dass es nützlich für die Zuschauer sein kann und haben uns keine Riesen-Ziele gesteckt.  

 

Bei der Plattform Instagram wollte ich Anfang des Jahres durchstarten. Schließlich ist Instagram ideal für Bilder und wächst gerade am stärksten von allen Social-Media-Plattformen. Aber irgendwie bin ich wohl zu ungeduldig. Am Ende haben mich das Follow-Unfollow-Spiel und der tägliche Zeitaufwand so genervt, dass ich es wieder aufgegeben habe.

 

Auf Facebook bin ich am häufigsten. Hier gefällt mit, dass die Interaktion so schön einfach ist. Es entsteht tatsächlich oft eine Art Gespräch über die Kommentarfunktion und ich finde spannende Kontakte. Ganz neu ist meine Facebook-Gruppe Entdecke die Welt der Kunst - für mehr Kreativität, Inspiration und Spaß

 

Das Manko hier: Facebook kann süchtig machen.

Bei jedem Like, was ich erhalte, wird anscheinend eine ordentliche Portion Serotonin - ein Glückshormon - ausgeschüttet. Das ist wie bei Schokolade oder Drogen oder Kunst - es entsteht der Wunsch nach mehr. So kam es, dass ich phasenweise ständig auf mein Handy geschaut habe; gerade weggelegt, schon wieder draufgeguckt. Dabei finde ich es bei anderen unmöglich, wenn im persönlichen Gespräch auf das Smartphone gestarrt wird. Bis ich irgendwann selbst damit anfing.

Mittlerweile habe ich mir Grenzen und feste Zeiten für Facebook gesetzt. Das klappt meistens ganz gut, aber der Suchtfaktor ist schon beängstigend.

 

 

4. Prokrastination, Chaos und Entscheidungen: Wie ich damit umgehe

  • Das Gute an der Selbständigkeit: Ich treffe alle wichtigen Entscheidungen selbst und kann meine Zeit frei einteilen.
  • Das Schlechte daran: Ich muss mir meine Zeit einteilen und alle wichtigen Entscheidungen selbst treffen.

Seit ich meine eigene Chefin bin, muss ich mich selbst organisieren.

Ich gestehe, das fällt mir mitunter echt schwer. Oft habe ich das Gefühl, ich habe den ganzen Tag wie verrückt gearbeitet und trotzdem nichts geschafft. Schon seit meiner Jugend leide ich an Prokrastination, auch bekannt als Aufschieberitis. Ich neige dazu, die Dinge erst zu tun, wenn sie wirklich super dringend werden.

 

So entsteht in meiner Galerie kurz vor einer Kunstmesse oder Vernissage schon mal ein mittleres Chaos oder ich sitze bis spät in der Nacht vorm Rechner, um unbedingt noch diesen Blogbeitrag oder die Buchhaltung fertig zu kriegen. Mittlerweile glaube ich fast, dass es ein bisschen die Angst vorm Erfolg ist, die mich immer wieder bremst. Denn es wäre doch viel einfacher, die wichtigen Sachen rechtzeitig zu erledigen. Mit dem Thema Mindset beschäftige ich mich erst seit Kurzem und bin gespannt, was ich hier noch lerne.

 

Dazu kommen jeden Tag die vielen kleinen und großen Entscheidungen, die zu treffen sind:

  • Mit welchen Künstlern möchte ich zusammen arbeiten?
  • Was plane ich zur kommenden Vernissage?
  • Welche Kunstwerke hole ich als nächstes in meine Galerie?
  • Soll ich an der Kunstmesse teilnehmen oder nicht?
  • Was schreibe ich in den neuen Newsletter?

 

Nun bin ich zwar Einzelunternehmerin, aber zum Glück nicht allein auf dieser Welt und habe gute Lösungen gefunden:

  • Hallo Klarheit - Mein Taschenkalender hilft mir klare Ziele zu setzen. Dadurch habe ich gelernt, immer wieder den Blick auf das große Ganze zu haben und mich nicht in Kleinigkeiten zu verzetteln. Mit diesem Ziel im Fokus gehe ich Schritt für Schritt voran. Manchmal sind es ganz winzige Schritte: Aber ich weiß, dass die Richtung stimmt.
  • Das Beste ist: Jede Woche blicke ich zurück, was ich geschafft habe. Das schreibe ich in meinen Kalender. So nehme ich die positiven Seiten besonders gut wahr - und habe nicht länger das blöde Gefühl, nichts geschafft zu haben.
  • Dann trickse ich mich gern selbst aus, indem ich andere in meine Ziele und Pläne einweihe und mir Termine für Aufgaben setze. So suche ich mir meine Chefs quasi selbst aus.
  • Der Austausch mit Anderen - wie mein Mann, Freunde, Selbständige und Künstler - bringt mir ganz viel. Gemeinsam helfen wir uns durch dick und dünn. Das gibt mir neue Anregungen und einen guten Blick von außen.

 

Zum Beispiel hat mir Andrea Festag von “Gute Verwaltung” geholfen, meine Arbeitsorganisation besser zu organisieren: 

Sie macht sich gerade selbständig mit dem Thema Prozessoptimierung für kleine und mittelständische Unternehmen. Wir kennen uns aus dem Content-Erfolgs-Kurs und Andrea hat mit mir ein Testcoaching durchgeführt. Dabei sind wir Schritt für Schritt die Punkte durchgegangen, an denen ich mit einfachen Mitteln meine Arbeitsweise verbessern kann. Heraus kamen für mich nützliche Checklisten z. B. für Buchhaltung und Pressearbeit, eine Übersicht meiner Aufgaben in einem Trello-Board und eine sinnvolle Daten-Ablage und Datei-Namensgebung, damit ich in meinen Unmengen an Fotos und Dateien nicht den Überblick verliere. Mir hat es sehr geholfen und ich kann ein Prozess-Coaching bei Andrea nur empfehlen, falls du auch mit solchen Problemen kämpfst.

 

 

5. Zu guter Letzt - keine Geschichten über Bürokratie

Zum Thema Bürokratie fallen mir so viele Geschichten ein, da fange ich besser gar nicht erst an, denn das müsste ein eigener Artikel werden. Mit Ämtern aller Art hast du vermutlich auch schon verrückte Sachen erlebt.

 

Natürlich ärgere ich mich hin und wieder über:

  • die GEMA - wo ich etwas unsanft die Regeln kennen lernen durfte
  • die Stadt Leipzig - die mir regelmäßig Strafzettel schreibt, wenn ich meine Bilder ausliefere und einfach keinen Parkplatz finde
  • den Zoll - der für mich manchmal ein Auge zudrückt, wenn ich das richtige Formular nicht rechtzeitig vorher ausgefüllt habe

Tatsächlich habe ich mit manchen Behörden und Ämtern schon überraschend gute Erfahrungen gemacht, schließlich arbeiten ja überall nur Menschen, wie du und ich.

Was unserem Land gut tun würde, wären ein paar Steine weniger im Weg - besonders für die kleinen Unternehmer und Gründer. Das wäre eine gute Basis für Menschen, die Lust und Mut haben, aus ihrer Leidenschaft ein Geschäft aufzubauen.

 

So wie ich mit meiner Galerie - die ich bis heute keine Tag bereue. Denn trotz aller Schattenseiten:  

Ich liebe meine Arbeit als Galeristin!

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Kommentare: 5
  • #1

    Holger Much (Mittwoch, 20 März 2019 08:28)

    Die beste Galeristin und die wunderbarste Galerie ever!
    Vielen Dank für Deinen Einsatz, Dein Herzblut und Deine Unterstützung!!

  • #2

    Susanne 2 (Mittwoch, 20 März 2019 11:25)

    Danke für die interessanten Einsichten in die tägliche Arbeit einer Galeristin. Dein Blog ist klasse , ich les immer wieder gern darin. Prokrastination ist mir als Freiberuflerin leider auch sehr vertraut, daher danke auch für die guten Tipps. Bis demnächst beim Stammtisch. :-)

  • #3

    Susanne von Beuteltier Art (Mittwoch, 20 März 2019 11:33)

    Hallo Holger, ganz vielen Dank - mit Künstlern wie Dir macht mir der Job super viel Spaß!

    Hallo Susanne - Dankeschön :) Ich hab sogar noch mehr Tipps auf Lager, es passte bloß nicht so gut in das Galerie-Thema. Die leite ich Dir gern weiter. Bis bald.

  • #4

    Der Veit (Mittwoch, 20 März 2019 13:37)

    Ein schöner Bericht und der Wahrheit einmal ins Auge geschaut. Neben den angesprochenen Dingen sind mir drei Dinge besonders aufgefallen, die mir auch in meinem Job oder im Privatleben immer wieder auf das Neue begegnen. Leute die aus Eigeninteresse rücksichtslos sind, Menschen die, so scheint es, nur noch in Rabatt denken und wiederum Leute ohne Eigenverantwortung in ihnen anvertrauten Positionen, nicht in der Lage ihren Kopf einzuschalten, aber auf Staat und Regierung schimpfen. Zu Deinem und unserem Glück muss man sagen, es sind nicht alle Menschen so und diejenigen die in der Lage sind Geld und Kunst und Lebensqualität für sich gelungen einzuordnen, werden die passenden Kunden für Dich sein. Mach weiter so, Du bist (aus meiner Sicht) auf dem richtigen Weg. LG Veit

  • #5

    Susanne von Beuteltier Art (Mittwoch, 20 März 2019 14:21)

    Hallo Veit,
    ganz vielen Dank für Deinen Kommentar. Du hast Recht, es scheint immer rücksichtsloser zuzugehen. Aber zum Glück treffe ich immer wieder tolle Menschen, die selbst etwas bewegen wollen und sich auf die positiven Seiten konzentrieren. So wie Du :)
    Viele liebe Grüße, Susanne